[ Von HorrorAbjekten in literarischen Texten weißer Siedlerinnen.

Grenzziehungen während der Kolonialzeit ]
Eine Zusammenarbeit zwischen den Künstlern Arne Bunk und Anna Lena Grau, der Historikerin

Renée von der Lippe und der Schauspielerin Charlotte Pfeifer 


Mittwoch, 14. April 2010 um 19 Uhr im Kunsthaus Hamburg

 

Hut eines Witbooi-Nama mit weißer Binde, 19. Jh
Hut eines Witbooi-Nama mit weißer Binde, 19. Jh

 

 

Am Beispiel des autobiographischen Romans Margarete von Eckenbrechers "Was Afrika mir gab und nahm. Erlebnisse einer deutschen Ansiedlerfrau in Südwestafrika", soll aufgezeigt werden in wiefern Identitätskonstruktionen eng mit Ausschluss- und Abgrenzungsmechanismen verbunden sind. Der Affekt des Ekels, der durch sein abruptes Auftreten und seine schnelle Reaktion - Wegschauen, Wegräumen - keinen Raum für Reflexion oder Analyse des Handelns lässt, übernimmt dabei eine besonders effektive Funktion. So finden sich in Eckenbrechers Beschreibungen - die in manchen Passagen geradezu Horrorszenarien gleichen - immer wieder Momente, in denen sich die Angst vor der Verletzbarkeit des eigenen Ordnungsgefüges in Ekel oder Abscheu ausdrückt.

 

Eckenbrecher inszeniert sich als der afrikanischen Bevölkerung
in medizinischen und hygienischen Praktiken überlegen und leitet daraus einen Machtanspruch als Bewahrerin von Kultur und Ordnung ab. Der Roman, der 1908 in Berlin erschienen ist, steht im Kontext der Anwerbung deutscher Frauen für die Kolonie, die vor allem vom Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft betrieben wurde. Fragen werden aufgeworfen, wie solche Texte die gewaltsame Realität der Kolonisierung aufnehmen, umschreiben oder umdeuten und wie wir mit solchen Dokumenten umgehen können.